The King's Spitz

Eine kleine Kulturgeschichte

von E.-A. Neumann

 

Schon seit langer Zeit sind die Spitze und ihre Vorfahren treue Begleiter des Menschen. In der klassischen Zeit Griechenlands wurden die schönsten Bilder dieser Hunde geschaffen, die von den Künstlern immer als Spielgefährten von kleinen Kindern und Jugendlichen dargestellt wurden. Gerade auf Vasen und Grabsteinen aus Athen sind spitzartige Hunde besonders häufig zu finden, wie z.B. auf der kleinen Grabstele des Jungen Moschion rechts.

 

 

Getty Museum, Inv. 73.AA.117. Um 375 v. Chr. Digital image courtesy of the Getty's Open Content Program.


 British Museum, Inv. 1843,1103.74. 

 

Bild vom British Museum, unterliegt der Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Lizenz.

 

Besonders gut getroffen ist ein Hündchen auf einer Amphora, die um 480 v. Chr. in Athen gemalt wurde: Mit seinem "Puschelschwanz", den spitzen Ohren, der bartartigen Mähne und der kurzen Schnauze meint man, wirklich einen Spitzrüden vor sich zu haben. Die Malerei stammt von der Hand des "Berliner Malers", der dafür berühmt ist, dass er sehr detailreiche, vignettenhafte Bilder malte: Hier trabt der Schoßhund einem Musiker nach, der die Gäste eines traditionell bürgerlichen Trinkgelages (Symposion) mit Saitenklängen und Gesang unterhält. Die Gäste hat der Maler weggelassen, auf die Rückseite der Vase hat er aber einen Jüngling gemalt, der eine Amphora mit Wein trägt - zweifelsohne zum gemeinsamen Genuss. Doch warum malte er den spitzartigen Hund? Ob auch Hündchen bei diesen Gelegenheiten drollige Kunststücke vorführten?

Spitze sind also schon in alter Zeit als Begleithunde gezüchtet worden. Bekannt sind die Spitze der adeligen englischen Gesellschaft des 18. Jh.s, die Thomas Gainsborough mit Vorliebe porträtierte. Der Zwinger, aus dem unsere ADELE stammt, ist nach ihm benannt!

 

Thomas Gainsborough, Pommerian Bitch and Puppy, ca. 1777, © Tate, Image released under Creative Commons CC-BY-NC-ND (3.0 Unported).

Aber auch die einfachen Leute kultivierten ihre Spitze, die als Wachhunde Haus und Hof hüteten und jeden (un)erwünschten Besuch zuverlässig ankündigten. Nebenbei hielten sie auch Plagegeister wie Mäuse und Ratten kurz. In der modernen Popkultur ist vor allem der arme Spitz von Witwe Bolte in dieser Rolle bekannt geworden.

 

 

 

  

"Zwar der Spitz sah es genau,

und er bellt: Rawau, rawau!"

© Wilhelm Busch 2018


Doch nun zum König! Nur wenigen ist heute noch bekannt, dass der letzte König von Württemberg, Wilhelm II., ein inniges Verhältnis zu seinen weißen Spitzen Ali und Ruby pflegte, die ihn stets begleiteten. Auch an der königlichen Tafel kamen sie nicht zu kurz:

 

"Der König pflegte den Tunkenrest mit Brötchenbrocken vom Teller zu nehmen und mit seiner Gabel den Spitzern zuzureichen. [...] Im Eifer des Gesprächs vergaß er manchmal, daß er seine Hunde schon mit der Gabel gefüttert hatte, und steckte mit ihr den letzten Bissen selbst in den eigenen Mund." - aus: Rudolf Thietz, Ein Preuße kommt nach Württemberg, bearb. von Tilman Krause, Stuttgart 2006.

 

- Egal ob Bettler oder König, vor seinem Spitz ist jeder gleich. - 

vom.land.der.franken@gmail.com